Wettersymphonie auf dem Wege nach Spiekeroog
Thomas Dreifert rief, wir kamen. Ohne das altdeutsche Liedgut mit den Zehn kleinen „Seekajakern“ zu bemühen, waren wir am Start in Neuharlingersiel noch 9 von 13 Mitstreitern. Die Stimmung gut, die Gruppe inhomogen, das Wetter launisch. Was will man mehr. Der Wind heischte um Aufmerksamkeit mit Boen bis zu 7 BFT. Alles gepackt, der Cortex gebrieft, die Seele enstpannt, ging es aus dem geschützten Hafen. Der böige und just in dem Moment zunehmende Westwind zerschnitt die Gruppe in Sekunden in zwei Teile. Präzise und sauber fielen die leegetrimmten Boote nach Osten ab, während die luvgetrimmten Boote ihre Spitze nach Westen hielten. Die Wellen brachen, aber unsere mentale Stärke nicht. Ein, zwei, drei Kommandos und im Nu wurde aus Zwei wieder Eins. Der Leitdamm wurde überquert und das Ziel fokussiert. Nach einer geraumen Zeit war die Distanz geschafft, genau wie wir. Nach der Pflicht des Herrichtens und Organisieren der mobilen Ferienwohnung kam die Gruppenkür in Form eines fröhlichen gemeinsamen Beisammenseins.
Die Nacht war kurz, der Platz laut, die Toiletten immer besetzt. Die einen nennen es Ferien, wir wurden darin bestärkt, uns sonst antizüglisch bewegen zu dürfen. Aber immerhin war auf das Wetter verlass. Die Gewitterzellen reihten sich auf und warteten auf ihren Aufruf. Der Wind blies böig bis 7 aus Südwest. Die Gruppe zerfiel diesmal schon aus antizipatorischen Gründen bewusst an Land. Die Einen fuhren in den Hafen und genossen das Treiben in den Gassen von Spiekeroog City. Die Anderen folgten ihren inneren Stimmen und zogen in die Schlacht am Norderriff. Die Wellen wurden höher und brachen sich, die Gischt peitschte, wir waren bereit. Wie auf einer Perlenschnur aufgereiht durchliefen wir die erste Brandungszone. Nur eine Perle fiel aus der Reihe, verdriftete, stützte, rollte…fast und schwamm…Schwamm drüber, nach ein paar hektischen Minuten ging die Gruppe wieder auf Tempo und erreichte das Wrack auf der Seeseite von Spiekeroog. Ein sehr beliebter Pausenplatz kurz vor der nächsten Schlüsselstelle, der Tabaksplate. Der Tide sei dank wurde aus der lohnenden Pause ein sich ewig hinziehender Prozess der Entspannung. Aber die Sonne zog mit uns an einem Strang. Sie schien zur rechten Zeit und vertrieb über uns die Gewitterzellen. Eine Stunde vor Hochwasser durchquerten wir die Tabaksplate und scouteten durch die anrollenden Brecher mit Erfolg. Das Gatt wartete auf uns, nur der tobende Applaus der zu Hunderten auf der Ostspitze liegenden Robben blieb aus. Bräsig und gelangweilt lagen sie da und unterdrückten mit Erfolg ihren Fluchtinstinkt. Das Watt war tief, der Wind ließ sich erbarmen und blies nur noch mit 3 BFT gegen an. So entspannt liefen wir nach meditativer Langeweile wieder den Süderdüne vor dem Zeltplatz an.
Watt´n schöner Tag!
Der Morgen zeichnete die Gesichter der Laramie-Gäste mehr als Unsere? Einbildung! Die gefühlte Ewigkeit ging viel zu schnell vorbei. Die Logistik des Packens beschäftigte uns bis zur Mittagszeit. Alles war bereit zu Rückfahrt. Auch der Wind, wie könnte es anders sein, empfing uns wieder mit Boen 7 aus Süd/Süd West und verschlang unsere letzten Körner. Der Leitdamm war ein exemplarisches Beispiel zur Längendilatation. Er wurde immer länger, so lang, als das er niemals enden wollte. Die letzte Schauerböe zum Abschied befeuchtete unsere müden Körper just im Moment des Boote Ladens. Das Wetter war sich treu, genauso so treu wie wir Seekajaker, die regelmäßig all diese Strapazen in Kauf nehmen, um sich immer wieder auf Neue in eines der letzten Abenteuer zu stürzen.
Danke an Alle!
Lars Everding